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Zwischen Zarenstadt und Kaiserthron - 2006

Am 5. April 2006 flog ich alleine vollbepackt mit meinem 22 kg schweren Rucksack von München nach Moskau. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, was mich die nächsten 3 Monate erwarten würde. Ich hatte vor Russland, die Mongolei und China für jeweils ein Monat zu bereisen und zu entdecken - auf welche Weise, wusste ich nicht genau.


In Moskau gelandet, stieß ich auf mein erstes Problem, es war sehr schwierig, ohne Russischkenntnisse eine billige Unterkunft für die Nacht zu finden. Um 500 Rubel (~15€) konnte ich die Nacht im Wohnzimmer einer alten Frau verbringen, die dieses vermietete, sie selbst schlief in der Küche.

In den nächsten Wochen verbrachte ich die Nächte meist auf Bahnhöfen, im Zelt oder schlaflos in einem Café. Sprachbarrieren, die Unfreundlichkeit und das Misstrauen der Bevölkerung sowie das ständige Gefühl, nicht erwünscht zu sein, machten mir die ersten Wochen sehr zu schaffen. Doch je weiter ich nach Osten- Richtung Sibirien kam, umso freundlicher wurden die Menschen und ich konnte an deren Alltag mehr und mehr teilhaben. Manchmal wurde ich auch zu ihnen nach hause eingeladen, wo ich die Nächte verbringen konnte. Einmal wurde ich dazu eingeladen, an einer Universität vor einer Gruppe Deutsch Studenten meine Geschichte erzählen. Meine Fortbewegungsmittel waren die Eisenbahn oder Autobusse, zu meiner Überraschung waren viele davon ausgemusterte Exemplare aus Österreich und Deutschland.

Je weiter ich nach Osten gekommen war, umso mehr lernte ich Russland schätzen. Doch nach 30 Tagen lief mein Visum aus und eine Verlängerung dessen wäre nur im 5 Tage entfernten Moskau möglich gewesen. Und so passierte ich am 30. Tag meiner Reise die Grenze in die Mongolei, von wo aus ich mit einem Taxi bis in die Hauptstadt Ulaan Bataar fuhr. Nach einigen Tagen brach ich vom Autobusbahnhof mit einem PKW in Richtung Harhorin dem früheren Kara Korum und Hauptstadt des Dschingis Khan auf.

Die darauf folgende Nacht verbrachte ich in meinem Zelt auf einem einsamen Hügel nahe der Stadt. Am nächsten Tag versuchte ich mir bei einem der Nomaden ein Pferd für meine weitere Reise zu kaufen, doch die Sprachbarriere hinderte mich daran. Aus diesem Grund machte ich mich zu Fuß für 5 Tage und 150 km auf den Weg durch die einsame Wildnis der Mongolei. Manchmal begegnete ich den ganzen Tag nur einem einzigen Menschen. Ich versäumte den richtigen Weg, weil der Fluss, an dem ich mich orientieren wollte, ausgetrocknet war und kam am 5. Tag mit einer Unmenge an Blasen auf den Füßen und ohne Wasser in einem kleinen Dorf, bestehend aus einer Kupfermine, einem einzigen Haus und fünf Jurten an. Von dort machte ich mich mit einem Taxi wieder auf in die nächstgrößere Stadt und zurück nach Ulaan Bataar. Mit einem PKW zugelassen für 8 Personen, jedoch vollgestopft mit 15 Passagieren, setzte ich von dort aus meinen Weg in das 20 Stunden entfernte Dalanzadgad, inmitten der Wüste Gobi fort. Nachdem ich mehrere Tage lang versuchte, irgendwie weiter in das Herz der Wüste vorzudringen, musste ich mich am Ende mit einem gemieteten Wagen zu den Sehenswürdigkeiten der Wüste fahren lassen, da sich keine andere Möglichkeit für mich bot. Nach vier Tagen in Dalanzadgad und der näheren Umgebung musste ich langsam wieder zurück nach Ulaan Bataar um von dort rechtzeitig mit dem Zug nach China zu reisen. Alle Verbindungen laufen über Ulaan Bataar, sodass ich immer wieder in die Hauptstadt zurückmusste. Am Autobusbahnhof fragte ich einen LKW Fahrer, ob er mich mitnehme könnte, um mir die Qualen in einem der vollgestopften Pkws zu ersparen. Es folgte eine abenteuerliche, drei Tage dauernde Fahrt mit dem LKW - der nicht mehr als 30 km/h fuhr- quer durch die Mongolei.

Mit dem Zug und einem chinesischen Schlafbus fuhr ich weiter nach Peking. Nach einigen Tagen in der Hauptstadt brach ich zuerst mit dem Bus, später mit dem Zug nach Shanhaiguan auf. Es war schwierig für mich, mich am Bahnhof zurechtzufinden, da ich weder etwas verstehen noch etwas lesen konnte. Schlussendlich schaffte ich es dann aber doch, ans gewünschte Ziel zu kommen.

Als ich am nächsten Tag an einem Motorradgeschäft vorbeikam, erkundigte ich mich nach dem Preis. Das billigste Motorrad gab es um 380 €. Nachdem ich eine Nacht darüber geschlafen hatte und nicht wirklich das Verlangen danach hatte meinen Weg mit dem Zug fortzusetzen, kehrte ich zum Motorradhändler zurück und kaufte mir ein fabrikneues Haotian Motorrad.

Die folgenden Wochen reiste ich mit meinem Motorrad bis ins Herzen Chinas und von dort bis nach Shanghai. Jedes Mal wenn ich mit meinem Motorrad, in einem der kleinen Dörfer, stehen blieb, brauchte es nur wenige Minuten, dass sich eine Menge Leute um mich versammelt hatte und mich neugierig bestaunten und versuchten mit mir zu sprechen. Nach zweieinhalb Monaten, in denen ich mich hauptsächlich mit Körpersprache verständigt hatte, war ich zumindest in der Lage einige der Frage zu verstehen und auch zu beantworten. Oftmals wurde ich dann noch zu Tee und Essen eingeladen. Ich war noch nie zuvor so freundlichen Menschen wie in China begegnet.

Die Nächte verbrachte ich meist im Zelt auf einem der Felder, wo ich am nächsten Tag früh morgens von den Bauern geweckt und bestaunt wurde. Dann konnte ich wieder weiterschlafen oder ich wurde zum Essen eingeladen.

Am Ende meiner Reise erreichte ich, nach etwa 14.000 km quer durch Asien, Shanghai von wo aus ich wieder nach Hause flog.

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